Bewertungskommission im Eggetal
Keine Tanzvorführungen, keine Kinderchöre. Bei ihrem Besuch im Eggetal am Freitag musste die Bewertungskommission des Dorfwettbewerbs auf solche schönen Bilder verzichten. Eine Schule gibt es im Eggetal nicht mehr und als der Bus mit der Bewertungskommission am AWO-Kindergarten Halt machte, war bei den 45 Jungen und Mädchen nicht Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt, sondern Mittagsschlaf. Nicht einmal eine seiner größten Stärken konnte das Eggetal ausspielen: seine herrliche Lage. Gegen grauen Himmel und Nieselregen hat es auch landschaftliche Schönheit schwer.
Andererseits geht es im Dorfwettbewerb ja auch gar nicht um schöne, sondern um vitale Dörfer. „Unser Dorf hat Zukunft“ lautet das Motto. Und was die Bewertungskommission im Eggetal zu sehen bekam, war ein Dorf, das mit vielen aktiven Vereinen seine Zukunft beherzt selbst in die Hand nimmt. „Sie werden sehen, dass viel geschehen ist, seit die Bewertungskommission vor drei Jahren zum letzten Mal hier war. Aber es muss auch noch einiges geschehen,“ sagte Jürgen Nenneker („Wir im Eggetal“), der die Rolle des Reiseführers übernahm. Einige Projekte des Dorfentwicklungskonzeptes seien bereits verwirklicht worden (Verlegung des Mühlenbaches). Andere, wie der behindertengerechte Zugang zum Haus der Begegnung, stünden noch vor der Umsetzung.
Die Bewertungskommission und Vertreter der Eggetaler Vereine besichtigen mit dem Bürgermeister den Parkplatz und die Zuwegung zum Haus der Begegnung.
Foto: Cornelia Müller
Die Rundfahrt durch das Eggetal startete am Haus der Begegnung. Um das Haus mit dem umgebenden Freizeitgelände für das Dorf zu erhalten, hat der Heimatverein es Anfang des Jahres von der Stadt gepachtet. Seitdem kann das Haus der Begegnung auch von anderen Vereinen oder Privatpersonen gemietet werden und das Freizeitangebot (Minigolf, Boule) wurde erweitert. Möglich geworden sei das durch eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt – und durch ganz viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder, betonte Frank Bekemeier, Vorsitzender des Heimatvereins.
Ähnlich sieht es beim neuen Sportplatz aus, für den der SVE Börninghausen aus eigener Kraft 100.000 Euro aufbringen musste. Und wie Hans Eickemeyer der Kommission erläuterte, warte bereits die nächste Herausforderung auf die 700 Vereinsmitglieder: Um die Schließung der ehemaligen Schulturnhalle zu verhindern, plant auch der SVE, die Halle zu pachten und selbst die Bewirtschaftung zu übernehmen. „Uns wäre es natürlich lieber, wenn die Halle auch anders erhalten bliebe. Aber wir sind guter Hoffnung, dass wir das stemmen können.“
Weitere Stationen waren die Burgruine Limberg, die St.-Ulricus-Kirche mit dem umgebauten Gemeindehaus und die als Flüchtlingsunterkunft genutzte Grundschule. Überall derselbe Tenor: Ohne ehrenamtliches Engagement geht es nicht. Daran aber mangele es im Eggetal nicht: „Wir haben hier 20 Vereine mit etwa 2300 Mitgliedern – und das bei gerade mal knapp 2000 Einwohnern,“ sagte Jürgen Nenneker stolz. Bei Luise Lahrmann, der Sprecherin der Bewertungskommission, stieß die Entschlossenheit der Dorfgemeinschaft auf positive Resonanz: „Ich sehe, Sie haben noch viel vor sich, aber ich habe den Eindruck, das klappt. Sie stecken den Kopf nicht in den Sand, auch wenn Sie mal Rückschläge hinnehmen müssen.“