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Lamas nehmen den Stress weg

Familie Rose aus Börninghausen bietet Wanderungen mit den Tieren an.

Es ist ein idyllisches Bild, das die Besucher der Weide des Börninghauser Wildrosenhofs auf Anhieb fasziniert: Sechs prächtige Lamas und Alpakas spitzen neugierig die Ohren und schauen die Zweibeiner an, die sich der kleinen Herde ­nähern.

Irgendwie machen die Tiere mit ihrem zierlichen Gesicht, den wolligen Ohren und dem weichen Fell einen kuscheligen Eindruck. Wer sie zum ersten Mal sieht, möchte sie am liebsten sofort streicheln. Doch das ist nicht so einfach: »Lamas und Alpakas haben zwar ein freundliches Wesen, bleiben aber zum Menschen stets distanziert«, erklärt Martin Rose (36).

Er und seine Ehefrau Simone (31) sind die Besitzer von Isabella, Irolan, Indira, Mokka, Gänseblümchen und Fohlen Nepomuk. So findet das Lehrer-Ehepaar, dass vor sechs Jahren den Hof am ­Osterkampsweg kaufte, Entspannung vom Alltag.

lamas 2016

Die Lama-Haltung auf den Weiden in der idyllischen Kulisse des Eggetals gab aber auch die Inspiration für eine ungewöhnliche Idee: Die Roses bieten Wanderungen mit ihren Lamas an. Kinder oder Erwachsene führen die sanften Vierbeiner am Halfter und Strick durch das Wiehengebirge – fachkundig angeleitet von Martin Rose. Der Börninghauser, der auf diesem Weg schon etliche Kindergeburtstage bereichert hat, ist immer wieder erstaunt über die positive Reaktion seiner Gäste. Die Ruhe, die die Lamas und Alpakas ausstrahlen, überträgt sich auf die Wanderer, und nicht wenige sind beim anschließenden Lagerfeuer auf dem Wildrosenhof stolz darauf, dass sie die – immerhin bis zu 200 Kilo wiegenden Tiere – über so eine lange Strecke führen konnten. »Wenn 13-Jährige eine 1,5 Stunden dauernde Strecke über teilweise steile Anstiege mit einem Lama am Strick bewältigen, sind sie beim abschließenden Stockbrotbacken erschöpft. Fast fallen ihnen die Augen zu«, hat Rose beobachtet. »Die Jugendlichen sind dann entspannt und ausgeglichen. Schön ist auch, dass sie später viel zu erzählen haben.«

Wahrnehmung und Sinne, Konzentrationsfähigkeit, ganzheitliches Lernen und Achtsamkeit würden so gefördert, weiß der Pädagoge, der die Lama-Wanderungen auch für Kinder und Jugendliche mit Handicap empfiehlt.

In der Tat strahlen die Lamas auch auf der Weide eine ansteckende Ruhe aus. Ihre Haltung ist recht unproblematisch. »Sie brauchen einen nach drei Seiten geschlossenen Offenstall, eine Weide, Heu im Winter und gelegentlich etwas Kraftfutter«, erzählt Martin Rose.

Lamas und Alpakas sind mit Kamelen verwandt. Sie stammen aus den Anden und sind eine vom Guanako herausgezüchtete Haustierform. »Sie vertragen Temperaturen von 40 Grad plus bis 40 Grad minus«, sagt der Börninghauser. »Alle vier Monate ist eine Klauenpflege notwendig. Zweimal im Jahr impfen wir gegen Würmer.«

Total praktisch ist übrigens das Entmisten, denn die Herde betreibt eine Gemeinschaftstoilette: »Darauf kötteln alle«, berichtet Rose schmunzelnd. »Wir müssen die Stelle nur noch absammeln.«

Gut erzogene Lamas spucken nicht

Lamas und Alpakas sind berüchtigt dafür, dass sie ganz fies spucken können. Menschen, die einmal mit dem übel riechenden Mageninhalt der Tiere in Kontakt gekommen sind, werden dies nie vergessen. Doch Martin Rose kann bei seinen Vierbeinern dafür garantieren, dass sie nie einen Menschen bespucken würden. »Das machen Lamas und Alpakas eigentlich nur untereinander, wenn sie Streit haben und sich anzicken«, erzählt der Börninghauser. »Wenn Tiere Menschen bespucken, liegt das daran, dass sie als Jungtier falsch geprägt wurden und den Menschen als ihresgleichen ansehen. In Zoos und im Zirkus ist dies häufig der Fall. Solche Lamas behandeln Menschen so, als wären es ihre Artgenossen.«

Lamas und Alpakas sind zwar recht zutraulich, doch das regelmäßig notwendige Scheren ihrer Wolle mögen sie überhaupt nicht. Auf dem Wildrosenhof werden dafür nicht die üblichen Methoden der Narkotisierung oder der Zwangsfixierung verwendet. »Sie bereitet den Tieren enormen Stress und führt bei den Stuten zu Fehlgeburten« sagt Martin Rose. Er hat eine Expertin aufgetrieben, die in Australien lebt und Meisterin im Schafscheren ist. Die gebürtige Deutsche kommt einmal im Jahr zu den Roses und schafft es mit viel Können und Geschick, die Tiere einigermaßen stressfrei zu scheren.

Quelle: Westfalen-Blatt, Dieter Wehbrink

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