Dem Limberg-Rätsel auf der Spur
Geologische Untersuchungen: Team der Ruhr-Universität Bochum will Licht ins Dunkel rund um die „Schwedenschanze“ bringen. Experten vermuten, dass dort einst eine zweiteilige Burganlage stand.
Elisaveta Sokolkova schnallt sich das Radargerät um. Systematisch tastet sie sich durch das dichte Laub auf dem Waldboden. Gespannte Blicke folgen ihr. Gemeinsam mit ihren Kollegen, Wissenschaftlerin Marieke Rempe und dem technischen Angestellten Frank Bettenstedt versucht die Studentin der Ruhr-Universität Bochum eins der letzten Geheimnisse in Pr. Oldendorf zu lösen – das um die so genannte „Schwedenschanze“.
Mit dem Radargerät durch unwegsames Gelände: Drei Tage lang untersuchen (v. l.) Frank Bettenstedt, Elisaveta Sokolkova und Marieke Rempe die Erdwälle, die sich „Schwedenschanze“ nennen. Mit den Skandinaviern haben die allerdings wenig zu tun. Fotos: Tyler Larkin
„Viel Fantasie, wenig Wissen“, so fasst Archäologe und Vorstandsmitglied im Limbergverein Otfried Ellger das Rätsel um den geschichtsträchtigen Limberg zusammen. Lässt sich beweisen, dass dort einst eine zweite Burg stand? Wie könnte sie ausgesehen haben? Ist sie womöglich älter als die Burg Limberg? Die geologischen Untersuchungen sollen etwas Licht in das Dickicht aus Fragen bringen. Die systematisch angeordneten Erdwälle im Wald lassen auf eine zweiteilige Burg schließen, erklärt Ellger. „Hier könnte ein Turm gewesen sein“, sagt er und weist auf eine Erhebung hin. Welchen Sinn hatte eine zweite Burg unterhalb der Burg Limberg? Möglicherweise diente sie als Gegenburg zur Blockade der Burg Limberg, meint der Archäologe.
Für Elisaveta Sokolkova ist das Thema Neuland – und besonders spannend. Die Untersuchungen fließen in ihre Bachelor-Arbeit in der experimentellen Geophysik ein. Drei Tage werden die Arbeiten dauern. In Bochum wird sie die Daten auswerten, mit Ergebnissen ist erst in einigen Wochen zu rechnen. Los ging es gestern mit dem Georadar, das eine Art Ultraschallbild wie beim Arzt erstellt. Dafür mussten herumliegende Äste vom Laubboden entfernt werden. Weiter geht es dann mit der Geoelektrik, mit der der Boden in bis zu zehn Metern Tiefe inspiziert werden kann. An solchen Untersuchungen sei er häufig beteiligt, erklärte Frank Bettenstedt. „Die haben aber meist keinen archäologischen Hintergrund.“
Über die mittelalterliche Burg Limberg ist einiges bekannt, aber auch hier gibt es noch viele Fragezeichen. Auf dem Berg stehen umfangreiche Infotafeln über die Geschichte und die Baulichkeiten. Der Limbergturm, dessen Ruine noch heute über Pr. Oldendorf thront, ist nach dem Urteil von Fachleuten ein baugeschichtlich einzigartiger Bergfried. Der Baubeginn wird im 13. oder 14. Jahrhundert vermutet. Nachdem die Burg lange als Militärstützpunkt diente, war sie Sitz des Amtes Limberg, aus dem die Städte Bünde und Pr. Oldendorf sowie die Gemeinde Rödinghausen hervorgingen. Bedeutung über Grenzen hinaus hatte das Gogericht. Es war zuständig für Teile der Bistümer Minden und Osnabrück.
Auf einem der Wälle: (v. l.) Christian Streich (Geschäftsführer Limbergverein), Heinrich Fangmeyer (Touristikverein), Dieter Besserer (ehemals Stadtheimatpfleger), Frank Bettenstedt, Marieke Rempe (Ruhr-Uni Bochum), Archäologe Otfried Ellger, Uwe Ramsberg und Joachim Carls (Limbergverein).
Zur Schwedenschanze nördlich der Burgruine weist dagegen nur ein kleines gelbes Schild. 2012 hatte Vorstandsmitglied Joachim Carls dem Limbergverein erstmals vorgeschlagen, die Schwedenschanze untersuchen zu lassen. Ellger hatte den Kontakt nach Bochum hergestellt.
„Ich habe schon zig Archive durch“, sagt der ehemalige Stadtheimatpfleger Dieter Besserer. Ihn beschäftigt das Thema seit den 1970er Jahren. In der Limberg-Chronik (siehe Info) wird ein Großteil der Schwedenschanze gewidmet. Was man jetzt schon weiß: Mit den Schweden haben die Erdwälle wenig zu tun. Zahlreiche vor- und frühgeschichtliche Wallburgen und Abschnittsbefestigungen tragen den irreführenden Beinamen Schwedenschanze. „Buscher Schanze“ sei der eigentlich richtige Name, so Dieter Besserer. Er geht auf den Burgherrn Albert von dem Bussche vom Limberg zurück.
INFO
Ein Berg – ein Buch
Das Buch „Die Burg Limberg, Mittelpunkt einer Region, Beiträge zur Geschichte und Gegenwart“ wurde zum 25-jährigen Bestehen des Limbergvereins herausgegeben. Auf 456 Seiten berichten mehrere Autoren. Das Buch gibt es im Forsthaus Limberg, im Touristikbüro Bad Holzhausen und im Bürgerbüro.