Flüchtlinge kommen ins Eggetal
Grundschule soll offenbar Flüchtlingsunterkunft werden – genauer Zeitpunkt noch unklar.
Am vergangenen Montag hatten sich ca. 25 eggetaler Bürger bei Grobstich’s Sauna NEPTUN in Börninghausen-Masch versammelt. Sie waren einer Einladung der Dorfgemeinschaft WIR IM EGGETAL gefolgt, die alle Vereine und Institutionen im Tal in der vergangenen Woche kurzfristig per Mail erhalten hatten.
Hintergrund ist die aktuelle Flüchtlingssituation und die damit verbundenen Unterbringungsprobleme der Städte und Gemeinden, auch bei uns im Kreis Minden-Lübbecke.
„Angesichts der aktuellen Entwicklungen zur Flüchtlingssituation wird es immer wahrscheinlicher, dass auch bei uns im Eggetal in den nächsten Tagen oder Wochen Flüchtlinge untergebracht werden müssen“ erklärt Sven Becker, zweiter Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, bei der Begrüßung der Vereinsvertreter.
„Es liegt nahe, dass diese Menschen dann im leerstehenden Grundschulgebäude untergebracht werden könnten. Der Platz würde möglicherweise für 30 bis 40 Personen reichen“ so Becker weiter.
Um einen aktuellen Stand über die derzeitige Situation in Preußisch Oldendorf zu bekommen wurde auch der Betreuer für Asylbewerber Hans Werner Lang, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, eingeladen. Dieser konnte aber leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Ebenfalls eingeladen und auch anwesend waren Natascha Pieper vom Arbeitskreis ASYL PrO und Pfarrer Steffen Bäcker. „Damit wir nicht völlig unvorbereitet sind, wenn die Flüchtlinge eintreffen, haben wir Sie eingeladen, um gemeinsam mit uns zu überlegen wie wir mit der Situation angemessen umgehen“, so Sven Becker.
Vertreter der eggetaler Vereine und Institutionen sprachen mit Angehörigen des AK ASYL PrO über mögliche Hilfe und Ünterstützung für die erwarteten Flüchtlinge. Foto: Matthias Wessel
Unter den Anwesenden war auch das eggetaler Ratsmitglied Holger Petersmann von der UEB. Er machte deutlich, dass er keinen offiziellen Auftrag durch den Rat der Stadt habe. „Als Eggetaler Bürger ist es mir wichtig, die weitere Entwicklung zu begleiten und um Verständnis für die Situation zu bitten.“ Petersmann erläuterte kurz die Zahl der Asylbewerber der vergangenen Jahre, die von 16 Personen im Jahr 2011 auf aktuell über 150 Flüchtlinge angestiegen sei. „Anhand dieser Zahlen und der täglichen Ankunft neuer Flüchtlinge im Stadtgebiet ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann wir auch im Eggetal Flüchtlinge beherbergen werden“, sagt Petersmann deutlich.
„Der Bedarf für das Gebäude wird sicher über mehrere Jahre bestehen. Wir werden immer Gäste haben“ so Petersmann weiter. Lilo Stollmann erinnerte daran, dass in den 90er Jahren schon einmal Flüchtlinge in der Schule untergebracht waren.
Auf die Frage was denn mit der Turnhalle passieren wird, erklärte das Ratsmitglied, dass es sicherlich sinnvoller wäre, diese zur Integration durch gemeinsame sportliche Aktivitäten zu nutzen als mit Betten oder ähnlichem zu belegen. „Wenn der Raumbedarf akut wird, dann müsste der Gebäudekomplex der Grundschule für eine Funktion als Übergangswohnheim hinsichtlich der Kochgelegenheiten und Sanitäranlagen ohnehin ergänzt oder erweitert werden.“
Seitens der Stadt ist eine öffentliche Sitzung des Sozialausschusses geplant, um die Eggetaler Bürger über den aktuellen Stand zu informieren.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung berichtete Natascha Pieper von ihren Erfahrungen mit den Asylbewerbern. „Es handelt sich hier nicht um Bedürftige. Diese Leute sind mitten aus ihrem Leben gerissen worden. Sie hatten Arbeit, Besitz und Familie. Wichtig ist erstmal, dass diese Menschen Ruhe und etwas zu Essen haben, nachdem was sie bisher alles durchmachen mussten.“ macht Pieper deutlich.
Die Einbindung der Flüchtlinge in unsere Gesellschaft ist ebenfalls ein Punkt der eine große Rolle spielt. Unterstützung durch den SVE oder den ETC könnte hier beispielsweise so aussehen, dass die Gäste am Fußball-, Tischtennis- oder Tennistraining teilnehmen. Auch der Kindergarten könnte die Betreuung der Kinder organisieren. An dieser Stelle gab Frau Kleffmann, Leiterin des Familienzentrums zu bedenken, dass in der Einrichtung eigentlich schon alle Plätze belegt sind. Hier müsste die Stadt mit der AWO als Träger in Kontakt treten.
Auch Themen wie Sprachbarrieren und Umgang mit Konflikten wurden angesprochen. „Am besten ist es, wenn man einfach auf die Menschen zugeht“ weiß Pieper. Hierzu haben interessierte Bürger jeden Mittwoch von 16-18 Uhr Gelegenheit. Im evangelischen Jungendzentrum in der Spiegelstraße 4 in Preußisch Oldendorf veranstaltet der Arbeitskreis ASYL PrO einen soziokulturellen Treff, der Raum und jedem die Möglichkeit bietet mit Asylbewerbern in Kontakt zu treten, sich auszutauschen und zu erfahren woher sie kommen und welche Hilfe sie benötigen. „Ein solcher Treffpunkt wäre auch im Gemeindehaus in Börninghausen denkbar“ regt Pfarrer Steffen Bäcker an.
„Wir freuen uns, dass dieser Infoaustausch so positiv aufgenommen wurde“ resümiert Sven Becker. „Das wird sicherlich eine große Aufgabe, die wir von der Dorfgemeinschaft und von Vereinen und Institutionen gerne bereit sind anzugehen.“