Pr. Oldendorf-Börninghausen (jup). Bürgermeister, Stadtplaner, Bezirksregierung und 140 Bürger: Bei der ersten Bürgerversammlung im Eggetal ging es zur Sache. Wenn man die Waldgrenze als Talgrenze ansieht, erstreckt sich das Eggetal auf einer Fläche von ungefähr 700 Hektar entlang der Nordhänge des Wiehengebirges. Doch wie zufrieden sind die Bewohner des Eggetales?

Bürgerversammlung im Eggetal

Zwischen Berg und Tal: Das Eggetal ist eine reizvolle Landschaft, doch die Bürger wünschen sich mehr.

Die sinkenden Schülerzahlen an der Grundschule Börninghausen hatte Yvonne Dropp als Vorsitzende des Fördervereins der Grundschule zum Anlass genommen, um zu fragen: „Wie können wir unser Dorf attraktiver gestalten um es nicht nur für junge Familien lebenswert zu machen?“ Daraufhin hatten sich im vergangenen Jahr vier Eggetaler zusammengefunden, die sich der Sache annahmen. Matthias Wessel, Jürgen Nenneker, Sven Becker und Horst Kirchhoff gründeten die Bürgerinitiative „Wir im Eggetal“.

Im November des letzten Jahres hatten sie 800 Fragebögen an alle Eggetaler Haushalte verteilt. Mit 26 Prozent waren mehr Bögen als erwartet zurückgekommen. Und die Ergebnisse dieser Aktion wurden am 20. April in der ersten Bürgerversammlung des Tales im Restaurant Lindenhof in Büscherheide präsentiert. Moderator Hans-August Hölscher verlas die Fragen und zeigte an Diagrammen, wie sich die Interessen verteilen. Dabei waren den Bürgern Schule und Kindergarten sehr wichtig für den Ort. Begegnungsstätten wurden gewünscht, und der Tourismus sollte angekurbelt werden. Ein wichtiger Punkt war auch das Thema Versorgungsangebote. 86 Prozent der Eggetaler waren der Meinung, dass es an Lebensmittelgeschäften, Restaurants, Ärzten und einer Poststelle mangelt. In den Fragebögen wurde sogar ein Baumarkt für das Eggetal gewünscht.

70 Prozent waren sich einig, dass es mehr Freizeitangebote geben müsste, besonders auch für die Jugend. Da wurden ein Abenteuerspielplatz gewünscht und auch ein Heuhotel, ein Streichelzoo und eine Jugendherberge. 59 Prozent der Befragten hatten angegeben, dass sie glauben, mit guten Freizeitangeboten die Übernachtungszahlen zu steigern. 57 Prozent denken, dass damit auch neue Familien im Eggetal angesiedelt werden können, und 58 Prozent hoffen, mit neuen Freizeitangeboten auch Arbeitsplätze zu schaffen.

Den Dioxin-verseuchten Sportplatz sahen 73 Prozent als Problem. Mehr Informationen zu Veranstaltungen, Terminen und auch zur Wasserqualität wünschten sich 86 Prozent der Fragebogen-Teilnehmer.

Mit der Frage „ Wie könnte eine mögliche Unterstützung durch die Bürger des Eggetals aussehen?“ kamen die Initiatoren auf den Punkt. 69 Prozent der Befragten wünschten sich eine Dorfgemeinschaft.

Auch Bürgermeister Jost Egen hofft auf die Mitarbeit der Bürger. Bereits 2010 war das Thema Dorfentwicklungsplan im Rathaus angesprochen worden. „Wir konnten nur vorbereitend tätig werden, aber jetzt sind wieder Mittel vorgesehen“, sagte Jost Egen zum Dorfentwicklungsplan. „Das macht nur Sinn, wenn man eine starke Dorfgemeinschaft hat“, sagte der Bürgermeister.

In seinem Erfahrungsbericht erklärte Günter Heidemann von der Bezirksregierung: „Es geht um Geld.“ Und er lobte das Projekt Wir im Eggetal: „Ich mache das seit zwei Jahrzehnten, aber dass so viel am ersten Abend zusammengetragen wurde, habe ich noch nicht erlebt.“ Einiges sei definitiv förderfähig, aber dafür sei ein Konzept nötig.

Der Stadtplaner Hartmut Lüdeling erläuterte den Anwesenden wozu so ein Konzept wichtig ist. Der Stadtplaner Hans-Friedrich Bültmann aus Bielefeld stellte die Kernfrage: „Wie gewinnen wir eine neue Wirtschaftlichkeit?“ Er vertrat die Ansicht, dass das entscheidend sei, um ein Dorf wieder zum Leben zu erwecken.

Ein Bürger hatte in dem Fragebogen notiert: „Das Eggetal ist tot“. Immer wieder wurde auch ein Dorfladen als zentraler Treffpunkt angesprochen. Dazu war Hans Junchen, der Vorsitzende des Gewerbevereins Preußisch Ströhen, eingeladen worden. Dort funktioniert seit Jahren das Projekt „Aue-Markt“. Man schreibt dort von Anfang an schwarzen Zahlen. Hans Junchen stellte den Eggetalern das Projekt des Versorgers vor, das von den Preußisch Ströher Bürgern selbst getragen wird – ein zentraler Einkaufsmarkt mit allem, was vor Ort benötigt wird: Fleischer, Bäcker, Paketannahme, Reinigung, Cafeteria und vieles mehr. Besonders die Cafeteria sei ein Treffpunkt geworden an dem ein reger Informationsaustausch stattfinde. Vielleicht sehen die Eggetaler Bürger so ein Projekt auch für ihr Eggetal als ein Zukunftsprojekt, das es anzugehen lohnt, kam eine Frage auf.

Als ersten Schritt hatte Frank Sewing von der Eggetaler EDV-Firma Icopa Consulting Partner als als Sponsor eine Internetseite für das Eggetal erstellt. Unter www.wir-im-eggetal.de werden die Bürger ab sofort über die Bürgerinitiative und andere Veranstaltungen informiert. Dort sollen sich auch örtliche Firmen und Vereine vorstellen.

Die Bürger hatten viele Informationen aus der ersten Bürgerversammlung mitnehmen können. Jetzt müssen sich viele Unterstützer finden und Gespräche mit heimischen Vereinen und Institutionen geführt werden, damit bei der nächsten Bürgerversammlung im Herbst durchgestartet werden kann. Alle waren sich einig: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Quelle: Neue Westfälische