Grundschule wird für Flüchtlinge umgebaut: Eggetaler stellen kritische Fragen – und blicken nach vorn.
Die ehemalige Grundschule in Börninghausen wird zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Das hat der Sozial- und Jugendausschuss auf seiner Sitzung am Freitag in der Turnhalle Börninghausen beschlossen. Das Interesse der Bürger war groß. Während einer Unterbrechung hatten die Eggetaler Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich zu der geplanten Nutzung zu äußern.
Großes Interesse in Börninghausen
Der Sozialausschuss und Bürgermeister Marko Steiner stellen die Pläne zum Umbau der Grundschule vor.
Wenig überraschend brachen auch einige nicht verheilte Wunden wieder auf. Die für viele Eltern überstürzte Schließung der Schule im Sommer ist im Eggetal immer noch umstritten: „Das Engagement und die Kreativität, die Sie jetzt an den Tag legen, die hätte ich mir beim Erhalt der Schule gewünscht“, kritisierte Thorsten Bunde. Mike Schwarz äußerte sein Unverständnis darüber, dass einerseits 50.000 Euro durch die Schließung der Schule eingespart werden sollten, nur um jetzt 140.000 Euro für den Umbau auszugeben.
„Wo kommt das Geld plötzlich her?“ Die Enttäuschung gipfelte in der Unterstellung, man habe die Eltern bewusst getäuscht und die Nachnutzung des Gebäudes zur Flüchtlingsunterbringung schon bei der Schließung der Schule im Sinn gehabt.
Der Eggetaler Mike Schwarz kritisierte, dass der „ganz große Wille“ zur Schulerhaltung nicht erkennbar gewesen sei.
Verwaltung und Rat widersprachen energisch: „Wir sind von den Ereignissen überrollt worden,“ erklärte Bürgermeister Steiner. Die Stadt habe keine Wahl: „Wir werden von oben verpflichtet, die Flüchtlinge unterzubringen.“ Sparsamer als durch die vorgelegten Pläne sei das nicht möglich. Eine schlecht ausgestattete Massenunterkunft oder gar die Unterbringung in Zelten sei keine Alternative: „Das verursacht nur mehr Probleme und damit mehr Kosten. Wir wollen die Flüchtlinge so menschenwürdig unterbringen wie möglich und sozialen Frieden in der Unterkunft haben.“
Hans Werner Lang, bei der Stadt Preußisch Oldendorf für die Betreuung der Flüchtlinge zuständig, bestätigte, dass sich die Unterbringung in überschaubaren Gruppen bewährt habe. In der Grundschule sollen nach dem Umbau, bei dem möglichst wenig in die Bausubstanz eingegriffen werden soll, bis zu 40 Flüchtlinge leben können, erläuterte Siegfried Spanehl vom Gebäudemanagement der Stadt. Die Klassenräume werden in Leichtbauweise in Zimmer für eine Person oder zwei Personen unterteilt, hinzu kommen ein Gemeinschaftsraum und zwei Küchen. Da Duschmöglichkeiten fehlen, sollen Sanitär-Container aufgestellt werden.
Betreuer Hans Werner Lang informierte über die derzeitige Flüchtlingsunterbringung in Preußisch Oldendorf.
Fotos: C.Müller
Der Umbau soll möglichst schnell über die Bühne gehen. „Wenn alles gut geht, könnten die Räume im Januar 2016 bezugsfertig sein“, kündigte Bürgermeister Steiner an.
Mit der Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft in der Grundschule Börninghausen – das einzige zur Zeit ungenutzte städtische Gebäude – behalte die Gemeinde das Heft des Handelns in der Hand: „Ich möchte in Preußisch Oldendorf keine überstürzte Unterbringung, wie wir sie in Lübbecke gehabt haben,“ betonte Hannelore Lösche (Bündnis 90/Die Grünen). Diese Ansicht wurde von den übrigen Ausschussmitgliedern geteilt. Einstimmig (bei einer Enthaltung) sprach sich der Sozialausschuss für die Nutzung der Grundschule als Flüchtlingsunterkunft aus. Für wie lange, bleibt offen – länger allerdings, als die zwölf Wohnungen, die die Stadt momentan zur dezentralen Unterbringung angemietet hat: „Wir glauben nicht, dass sich die Flüchtlingssituation so schnell entspannen wird“, sagte Iris Pfeiff (SPD). „Falls ja, gehen wir natürlich davon aus, dass die Mietobjekte aufgegeben werden und eigene Gebäude genutzt werden.“
Unüberhörbar war trotz aller kritischer Nachfragen die generelle Bereitschaft der Bürger, die zu erwartenden Flüchtlinge möglichst selbstverständlich in das Dorfleben von Börninghausen zu integrieren. Man habe sich in der Kirchengemeinde und in den Vereinen zu diesem Thema bereits viele Gedanken gemacht, sagte Pfarrerin Hilke Vollert. Dr. Robert Rae und seine Frau Bettina sahen hier sogar ganz handfeste Chancen: „Wenn man Ideen entwickelt, wie man Beschäftigungsmöglichkeiten für die Flüchtlinge schafft, könnte man damit das Eggetal gleichzeitig aufwerten. Denkbar wäre zum Beispiel ein Laden-Projekt.“